Quoten überall und nirgendwo

Frauenquote und Behindertenquote sind wohl jedem Bürger mittlerweile ein Begriff. Auch die Männerquote dürfte einigen in der heutigen Zeit zum Teil ein Begriff sein. Doch was die Türkische Gemeinde jetzt fordert ist neu: Eine Migrantenquote in deutschen Parteien.

 

Es herrscht immer noch, man glaubt es kaum, Wahlkampf in Deutschland. Der Herbst ist da und die Pilze sprießen in den Wäldern aus dem Boden. Gleiches gilt für den Wahlkampf. Herrscht dieser, sprießen viele Menschen mit noch viel mehr vermeintlich guten Ideen als sonst aus dem Boden und versuchen die Gesellschaft von diesen zu überzeugen. Manche sind gut, andere zu schön um wahr zu sein. Wieder andere hingegen, zu denen man die Migrantenquote in Parteien zählen kann, sind einfach nur sinnlos.

Die Begründung der Türkischen Gemeinde liest sich folgendermaßen (siehe Focus Artikel):

Eine Migrantenquote würde die Anzahl von Kandidaten mit Migrationshintergrund auf den Wahllisten erhöhen und die Identifikation der ausländischen Bevölkerung mit dem deutschen Parteiensystem fördern.

Dass Deutschland auf Grund geringer Geburtenraten ein Einwanderungsland ist, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Doch warum muss man für politische Ämter Quoten einführen? Ich denke Migranten haben alles in allem schon extrem viele Vorteile in unserer Gesellschaft. Dies fängt an bei kostenloser Bildung und Zugang zum Arbeitsmarkt, der ihnen durch Ausländerquoten sowieso schon vereinfacht wird gegenüber Deutschen. Wenn sich genug Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund für Politik interessieren würden, bräuchte man keine Quoten. Es gibt genug politische Ämter und Parteien für die sich alle Menschen, egal woher sie kommen, engagieren können.

Jeder Mensch in Deutschland hat also jetzt schon die Möglichkeit ohne Quoten in Kontakt mit der lokalen (und von da aus auch in die regionale und deutschlandweite) Politik treten zu können. Ist es schlichtweg das mangelnde Interesse von vor allem Deutsch-Türken an dem gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und es mitzugestalten, dass es eine solche Quote in der Politik braucht?

Wenn man alles und jeden im öffentlichen Leben mit Quoten übersät (Arbeitsplätze, Politik, etc.), braucht man genau genommen früher oder später Quoten für „normale“, sprich deutsche, Arbeitnehmer/innen. Denn diese sind es, die durch Quoten nach und nach immer mehr eingeschränkt werden.

Ich kann mir nur an den Kopf fassen, wenn ich folgendes Zitat der Türkischen Gemeinde lese:

„Im Laufe der polarisierten Auseinandersetzung mit Ankara hat die deutsche Politik das Interesse an den Anliegen der Deutschtürken verloren“

Ist es nicht viel mehr andersherum? Hat sich der durchschnittliche Deutschtürke jemals mit der deutschen Politik beschäftigt oder interessiert er sich nicht vielleicht viel mehr für die türkische Politik, indem er Herrn Erdogan vergöttert und seine Wahlkampfaufritte in Deutschland besucht? Ist es nicht so, dass die Mehrheit der Deutschtürken sogar für Herrn Erdogan abgestimmt hat und sich immer noch leicht von ihm beeinflussen lässt?

Vielleicht sollte die Türkische Gemeinde einmal darüber nachdenken, anstatt Quoten zu fordern. Eine kritischere Betrachtung der Politik Erdogans könnte dabei durchaus hilfreich sein, ebenso wie eine höhere Bildung. Aber vielleicht braucht es dazu ja erst Studentenquoten von Migranten an deutschen Universitäten.

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